Schluss mit Schattenboxen

Unsplash: Johann Walter Bantz
Warum Marketing wieder den Knockout braucht

Marketing fühlt sich heutzutage oft an wie ein Boxkampf – nur, dass der Punch fehlt. Klar, du kannst eine perfekte Beinarbeit hinlegen, dich durch zig Runden schleppen und deinen Gegner mürbe machen, bis er von selbst umfällt. Aber irgendwann musst du austeilen. So wie Ali, als er Foreman mit seinem „Rope-a-Dope“ aufs Kreuz legte, oder Tyson, der mit seinem Peek-a-Boo-Stil nicht einfach nur seine kleinere Körpergröße kompensierte, sondern brutal effektiv punktete. Ein Schlag, präzise und auf den Punkt.

Genauso ist es im Marketing. In den letzten Monaten habe ich mit Gründern, CEOs und Investoren gesprochen, und das Bild, das sich dabei zeigt, ist ernüchternd. Zu lange ging es nur darum, Marken schnell auf Reichweite zu trimmen – Me-too-Produkte, denen man irgendeinen halbwegs coolen Namen verpasst hat, weil die Domain noch verfügbar war. Dann schmeißt man es in den Markt, sammelt ein paar Klicks und Likes und hofft, dass man nach zwei Jahren den großen Exit hinlegt. Aber genau wie im Boxring gilt auch hier: Irgendwann musst du aus der Deckung kommen und einen echten Punch landen. Und der fehlt. Die Zeit der Verwalter ist vorbei – jetzt braucht es wieder Visionäre mit einem Killerinstinkt.

Die Renaissance der kreativen Visionäre: Adieu, Excel-Schubser

In den letzten Jahren klangen CMOs und Marketingleiter oft eher wie Finanzanalysten. Mehr Liebe für KPIs und Excel-Tabellen als für echte Kreativität. Aber was bringt dir die ausgeklügeltste Strategie, wenn am Ende nichts dabei rumkommt, das wirklich trifft? McKinsey sagt im 2024er „State of Marketing Report“ das, was viele längst ahnten: Der wahre Wert von Marketing liegt nicht darin, noch eine weitere auf Performance optimierte Kampagne rauszuhauen. Es geht um Kreativität, Empathie und Trendgespür. Genauso wie beim Boxen: Beinarbeit ist wichtig, aber es ist der Punch, der den Unterschied macht.

Die Kunst des richtigen Schlags: Menschliche Intuition vs. Algorithmus

Und hier wird es spannend: Kreativität ist nicht nur das, was eine coole Idee ausmacht, sie ist der Schlüssel zu echter Authentizität. Marken, die nur den aktuellen Trends hinterherlaufen, sind nichts weiter als seelenlose Kopien. Was du brauchst, ist Intuition – dieses gewisse Gespür, das dir sagt, ob etwas zu dir und deiner Marke passt oder nicht. Denn nur so schaffst du echte Verbindungen zu deiner Zielgruppe. Es geht darum, die Trends zu erkennen, die wirklich Relevanz haben, und nicht jedem Hype blindlings zu folgen. Ein starkes Markenbild entsteht nicht durch blinde Zahlenfetischisten, sondern durch ein tiefes Verständnis dessen, was deine Marke wirklich ausmacht – und wie du das authentisch kommunizierst.

Und hier kommt der Mensch ins Spiel. Klar, KI kann dir alle Daten der Welt liefern, sie kann dir zeigen, was funktioniert – aber sie kann dir nicht sagen, was fühlt. Sie kann nicht entscheiden, welche Idee wirklich passt und welche nur hohl klingt. Als Markenstratege weiß ich: Eine starke Marke entsteht aus einer authentischen Idee, die echt ist. Nicht aus einer Excel-Tabelle. Nur wenn etwas wahrhaftig ist, wirkt es auch authentisch – und genau das macht den Unterschied.

KI: Dein Cutman, nicht dein Champion

Selbst McKinsey, das Eldorado der Zahlenjongleure, betont in seinem Report, dass der menschliche Faktor im Marketing wieder wichtiger wird. Kreativität und Empathie stehen im Vordergrund. Klingt fast ironisch, oder? Aber der Punkt ist klar: Die Verwaltung, die Datenanalyse – all das kann und wird von KI übernommen. Aber den Punch, den setzen wir. KI ist der Cutman und der Coach in der Ecke, sie nimmt dir vielleicht sogar die Beinarbeit ab und füttert dich mit Informationen. Aber am Ende musst du in den Ring steigen und abliefern.

Für mich als Markenstratege ist die Sache klar: Die Zukunft gehört uns – den Kreativen. KI übernimmt den langweiligen Teil, das Datencrunchen. Was bleibt, ist der Raum für echte Ideen. Ideen, die überraschen, die eine Verbindung schaffen und die langfristig Erfolg bringen. Es sind genau diese Ideen, die die Marken von morgen prägen werden.

Fazit: Es ist Zeit für den Knockout

Die Renaissance der kreativen Visionäre steht vor der Tür. Die Zeiten der Zahlenschubser und KPI-Nerds sind vorbei. Marken müssen wieder berühren, sie müssen echt sein. Sie müssen einen Punch setzen, der sitzt. Der Schlüssel dazu liegt nicht in der nächsten optimierten Kampagne, sondern in der menschlichen Fähigkeit, etwas zu schaffen, das wirklich authentisch ist. Empathie, Trendgespür und Kreativität – das ist es, was heute zählt.

Effizienz kommt nicht nur von perfekten Prozessen und exakten Daten. Echte Effizienz entsteht durch Verbindungen, durch Ideen, die den Nerv treffen. Die Performance-Strategie bringt dich in Position, aber den Knockout, den musst du selbst setzen. Wer das versteht, wird die Zukunft des Marketings mitgestalten – und dabei Spuren hinterlassen, die bleiben.

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